Viele Menschen haben Angst vor dem Alter, mitunter aufgrund der veränderten Wohnsituation. Sie wollen auch im Alter selbstbestimmt leben, wissen aber, dass mit Hilfe vieles einfacher sein könnte oder sie ohne fremde Hilfe gar nicht zurechtkommen würden. Bedeutet das zwangsläufig den Umzug ins Altenheim? Nein - in Frage kommt auch ein Mehrgenerationenhaus. Dieses muss noch nicht einmal von den eigenen Familienmitgliedern bewohnt werden, das Konzept mehrerer zusammen wohnender Generationen kommt mittlerweile in vielen Konstellationen vor.
Mehrgenerationenhaus mit der eigenen Familie
Ganz klassisch wird ein Mehrgenerationenhaus von einer Familie bewohnt. Ältere Familienmitglieder bekommen ein oder mehrere Zimmer oder ein eigenes Stockwerk, die jüngeren ebenfalls. Häufig nehmen erwachsene Kinder die eigenen Eltern oder Schwiegereltern auf und planen Räume für sie beim Hausbau mit ein, diese helfen im Gegenzug bei der Kinderbetreuung oder bei der Hausarbeit. Jedes Mehrgenerationenhaus entscheidet dabei selbst, wie offen oder getrennt das Zusammenleben aussieht. In manchen solcher Wohnsituationen essen alle Generationen regelmäßig gemeinsam oder verbringen die Freizeit aktiv miteinander, in anderen gibt es getrennte Wohnbereiche und es wird eher wie im Mehrfamilienhaus gelebt.
Wohnen für Hilfe – weniger Miete gegen Unterstützung
Vor allem in Studentenstädten boomt Wohnen für Hilfe. Hierbei ziehen junge Leute in Wohneinrichtungen für ältere Menschen, zahlen dort weniger Miete als in einer regulären Wohnung und verpflichten sich im Gegenzug, einige Stunden in der Woche den älteren Bewohnern zu helfen. Sie verbringen Zeit mit ihnen, übernehmen Arbeiten im Haushalt oder die Einkäufe. In einem solchen Mehrgenerationenhaus gibt es natürlich keine durchwachten Nächte und ausufernden WG-Partys, weshalb das nichts für jeden ist. Es wird auf alle Bedürfnisse Rücksicht genommen. Vielen jungen Leuten gefällt das aber, da sie so eine ruhige Lern- und eine bezahlbare Wohnumgebung vorfinden. Die älteren Bewohner wiederum haben einen jungen, fitten Ansprechpartner, wenn sie Unterstützung im Alltag brauchen.
Mehrgenerationenhäuser als Wohnprojekte
Gerade in größeren Städten werden Mehrgenerationenhäuser als Projekte auch von Wohnbaugesellschaften oder Stiftungen ins Leben gerufen. Häufig handelt es sich um Neubauten oder renovierte Häuser, die bewusst so gestaltet werden, dass der Austausch zwischen den Generationen stattfinden kann. Die Menschen, die dort einziehen, bestimmen dann auch, wie das Zusammenleben aussieht - innerhalb gewisser Grundregeln, die der Betreiber des Projekts vorgibt. Solche Wohnprojekte richten sich nicht nur an ältere Menschen, sondern auch an Studierende und Azubis, Alleinerziehende oder Menschen mit Behinderungen. Voraussetzung ist, dass die neuen Mieter in solchen Mehrgenerationenhäusern bereit sind, zu helfen und sich helfen zu lassen. Zudem gibt es hier häufig Gemeinschaftsräume wie eine gemeinsame Wohnküche oder einen Gemeinschaftsgarten, in der sich die Generationen begegnen können.
Passt das zu mir?
Ein Mehrgenerationenhaus kann eine Herausforderung sein. Hier leben Menschen unterschiedlichen Alters zusammen und es muss darauf geachtet werden, dass jeder so viel Gesellschaft, aber auch Abstand und Raum für sich bekommt, wie er braucht. Diese Wohnform passt zu Menschen, die zwar gerne Gesellschaft haben, aber auch gut damit zurechtkommen, wenn die anderen Bewohner einmal das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung haben. Wichtige Grundregeln des Zusammenlebens sollten abgesprochen werden, noch bevor die Koffer gepackt werden - innerhalb der Familie, wo es kein festes Regelwerk gibt, ist das fast noch wichtiger als vor dem Einzug in eine Einrichtung. Wenn sich aber alle an diese Grundregeln des Mehrgenerationenhauses halten, dann haben ältere Bewohner die Sicherheit, dass immer jemand da ist, wenn sie alleine nicht mehr weiterkommen. Ein selbstbestimmtes Leben führen sie aber dennoch - und das ganz ohne Umzug ins Altenheim.
Foto: Mladen, Fotolia