Angst ist ein normaler Mechanismus. Der Körper reagiert auf Angstreize mit verstärkter Reaktionsbereitschaft und natürlichen Fluchtinstinkten. Ängstliche Menschen meiden alles, was Angst macht. Entfernt ein Mensch ohne eine Angststörung sich vom angstauslösenden Reiz, kehrt der Organismus in den Normalzustand zurück.
Das geschieht allerdings nicht, wenn eine echte Angststörung vorliegt. Wenn der Körper mit dauerhaft hohem Adrenalinspiegel ständig im reaktionsbereiten Zustand ist, ist die Grenze zwischen normal und Störung überschritten. Wichtig ist, durch eine sorgfältige Diagnostik andere Gründe - etwa Schilddrüsenüberfunktionen - als Auslöser der Beschwerden auszuschließen.
Normalerweise können nur Gefahrensituationen den Körper in Reaktionsbereitschaft versetzen. Doch wenn die Angst sich verselbstständigt und zu einem unkontrollierbaren Dauerzustand geworden ist, sprechen Mediziner von einer generalisierten Angststörung. Sie führt zu ständiger Reaktionsbereitschaft. Der Betroffene leidet permanent an überwältigender Angst vor vermeintlichen Gefahrensituationen. Er unterscheidet nicht mehr zwischen echter und imaginierter Gefahr. Panikattacken, Meidungsverhalten, Beklemmungen, Schweißausbrüche, Herzrasen und sozialer Rückzug sind die Symptome einer Angststörung.
Normale Ängste haben unterschiedliche Niveaus, je nach Gefahrensituation. Bei einer Angsterkrankung ist die Einschätzung einer Situation nicht mehr realistisch. Der Körper reagiert auch auf vermeintliche Gefahren . Er erzeugt auch ohne eine angstbesetzte Situation alle Panik- und Stressreaktionen, die bei starker Angst entstehen. Wenn die Grenze zwischen normal und Störung überschritten wird, ist das den Betroffenen häufig bewusst. Sie erkennen aber weder die Ursachen ihrer Panikattacken, noch können sie diese unterbinden. Die typischen Merkmale von Angstreaktionen überwältigen sie immer wieder. Die Angst hat sich verselbstständigt. Sie nimmt viel mehr Raum ein, als vertretbar und gesund ist.
Die Symptome einer Angststörung fühlen sich bedrohlich an. Wer körperliche Beschwerden wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Beklemmungen und Panikattacken hat, reagiert nicht mehr normal. Er entwickelt zunehmend Meidungsverhalten, um den Angstanfällen zu entgehen. Die Befürchtungen, es könne in gewöhnlichen Situationen zu einer Panikattacke kommen, gehen über jedes normale Maß hinaus. Panikreaktionen betreffen mittlerweile nicht mehr nur die angstauslösenden Ursprungssituationen, sondern beliebig viele Alttagssituationen. Diese wurden früher problemlos bewältigt. Sie bergen auch keine unmittelbare Gefahr. Trotzdem reagieren Körper und Psyche auf vermeintliche Gefahrenreize, Befürchtungen und unrealistische Vorahnungen. Dennoch sind gelegentliche Panikattacken oder gelegentliches Herzrasen nicht unbedingt als Symptom einer generalisierten Angststörung einzuordnen. Die Abgrenzung zwischen überflüssiger Ängstlichkeit und einer generalisierten Angststörung ist schwierig.
In Verbindung mit einer Depression oder bei starken Lebenseinschränkungen sind Angststörungen behandlungsbedürftig. Die Behandlung generalisierter Angststörungen ist schwierig und zeitaufwendig. Oft liegen bereits Traumata aus früheren Jahren vor, die möglicherweise Auslöser für die Angststörung waren. Auch unverarbeitete Lebenskrisen wie Todesfälle oder Scheidungen können zu Angststörungen führen. Panikattacken können jedoch auch scheinbar grundlos auftreten. Der Verlauf generalisierter Angststörungen ist meistens schleichend. Ebenso lange kann es dauern, bis der Betroffene unter therapeutischer Begleitung die Angst wieder auf ein normales Maß zurückdrehen kann. Oftmals dauert die Therapie zwei Jahre oder länger. Sie ist aber fast immer erfolgreich, auch bei längerer Dauer.
Zu den erfolgreichen Behandlungsverfahren von Angststörungen gehören Entspannungstechniken, Gesprächs- oder kognitive Verhaltenstherapie oder medikamentöse Unterstützung. Auch Selbsthilfegruppen können hilfreich sein. Je informierter die Betroffenen sind, desto besser können sie mit ihren Beschwerden umgehen.
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