„Es ist nie zu spät, den eigenen Horizont zu erweitern“, so lautet das Zitat des Australiers Allan Stewart, der 2012 im Alter von 97 Jahren sein Studium abgeschlossen hat. Auch bei uns in Deutschland schreiben sich viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte in der Uni ein und die Tendenz ist weiter steigend.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Die einen studieren weil sie ihre Karriere weiter ausbauen möchten, die anderen wollen ihren Horizont erweitern. Manch einer hatte als Arbeiterkind nicht den finanziellen Hintergrund, sich ein Studium zu leisten, ein anderer wiederum hat sich 20 Jahre vorher nicht getraut seinen Traum zu verwirklichen und hat sich für ein solideres Fach entschieden. Bei vielen geht es auch einfach darum im Alter geistig fit zu bleiben und sich noch einmal auf etwas Neues einzulassen. Ein Studium ist eine Möglichkeit für Senioren sich noch einmal intensiv mit etwas zu beschäftigen, was sie schon immer interessiert hat.
Die beliebtesten Fächer sind Philosophie, Geschichte, Kunstgeschichte, Archäologie, Theologie und Psychologie – Fächer, in denen es um Kunst und Gesellschaft geht.
Viele Hochschulen bieten ein sogenanntes Seniorenstudium an. Wer sich für ein Seniorenstudium einschreibt, kann sich unter ausgewählten Vorlesungen aus unterschiedlichen Fächern, die aussuchen, die ihn interessieren. Neben Geistes- und Kulturwissenschaften decken diese Veranstaltungen zum Beispiel auch Medizin oder Biologie mit ab. Für ein Seniorenstudium muss man sich jedes Jahr wieder neu einschreiben.
Ein Seniorenstudium braucht keinen Abschluss. Die Studierenden können ihren Stundenplan aus mehreren Fächern selbst zusammenstellen.
Wer allerdings ein bisschen Druck braucht und am Ende des Studiums etwas vorweisen möchte, für den bieten einige Universitäten Zertifikatsstudien an, in denen Senioren Hausarbeiten, Prüfungen und einen Abschluss absolvieren müssen. Ein Zertifikatsstudium dauert vier bis fünf Semester.
Falls an einer Hochschule kein Seniorenstudium möglich ist, gibt es zumindest ein Gasthörerstudium. Ein Gasthörerstudium ist prinzipiell gleichzusetzen mit einem Seniorenstudium. Es darf aber von jeder Altersstufe besucht werden.
Die Kosten für diese beiden Formen liegen ungefähr bei 100 bis 300 Euro pro Semester. Ob ein Abitur als Zugangsvoraussetzung vorliegen muss, ist von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Man sollte sich auf jeden Fall vorher gut über Pflichtveranstaltungen und Bewerbungsfristen informieren. Die Hochschulen haben für Gasthörer- und Seniorenstudiengänge oft eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet, die Interessierte Senioren über die verschiedenen Möglichkeiten informiert und berät.
Infomieren kann man sich direkt bei den Hochschulen. Entweder fragt man in der Studienberatung vor Ort nach oder informiert sich auf der Internetseite der gewünschten Universität.
Empfehlenswert ist es aber, sich in den Vorlesungen zurückzuhalten und den jüngeren Diskussionsteilnehmern genügend Raum zu geben, da jüngere Leute es als Besserwisserei aufnehmen könnten, wenn Ältere sich in den Vordergrund stellen.
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